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Frau Scheuermann 1

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Ich unterstütze mein Patenkind bei den Hausaufgaben. Mathematik, Textaufgaben. Und im Gegensatz zu früher reicht es nicht, die Antwort auszurechnen. Inzwischen müssen Kinder auch die Frage stellen. Immerhin der kleine Tipp im Mathebuch: „Überlege, was du wissen willst.“
Zum Beispiel von Max, der 90 Sekunden braucht für 50 Meter Brustschwimmen und sich nun die 200 Meter vornimmt. Das Patenkind überlegt gründlich, stellt dann seine Frage: „Welche Farbe hat die Badehose?“. Und weiß natürlich, dass er eigentlich etwas anderes wissen wollen soll.
Trotzdem schöner, über die wichtigen Sachen zu spekulieren. Wenn es auf der Geburtstagsfeier für 11 Gäste 15 Schokoküsse gibt – wer wird sich zweimal nehmen? Oder wenn Frau Scheuermann für ihre 30-köpfige Klasse 35 Bücher bestellt. „Was willst du wissen?“, frage ich, schon leicht leiernd. „Wie konnte so eine bloß Lehrerin werden?“, sagt mein Patenkind.

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Atlantik 4

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Urlaub mit Freunden in Porto. Eine tolle Stadt mit glitzerndem Fluss und bunten Häusern, an denen der Putz genau richtig abblättert. Mit engen Gassen, kuriosen Läden und tollen Menschen. Trotzdem sind wir an diesem Nachmittag raus gefahren. Mit der Bahn ans Meer. Ungewohnt still und jeder mit sich selbst beschäftigt nach drei Tagen voller Eindrücke.
Auch auf dem Weg zum Strand nur knappe Kommentare über die Hässlichkeit dieser Bettenburgen, mit denen man sich die schönste Gegend verschandeln kann.
Und dann das Meer. Der Ozean. Krachende Wellen, dröhnender Wind. Schnell die Schuhe ausziehen und runter laufen, Sand zwischen den Zehen. Ins Wasser, das so eisig ist, dass sich keiner ein Quietschen verkneifen kann. Dass wir „kalt“ schreien müssen und „schön“ und „gewaltig“. Und dann loslachen, weil nichts davon originell ist.

eins

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Advent

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Termin in der Behörde. Natürlich bin ich wieder spät dran. Hetze durch den langen Gang, hoffe auf gut gelaunte Gnadenstimmung. Und bremse am Ziel abrupt ab, ratlos über den Anblick: Die Tür ist offen, der Schlüssel steckt von außen im Schloss. Auf dem Schreibtischstuhl steht die Sachbearbeiterin, mit dem Rücken zu mir. Gefährlich weit nach vorne gebeugt Richtung Wand. Klebestreifen in der einen, Lichterkette in der anderen Hand.
Regungslos bleibe ich stehen. Mucksmäuschenstill. Hat sie mich gehört? Wird sie erschrecken, wenn ich etwas sage? Vom Stuhl fallen? Wenn ich mich räuspere? Flüstere?
Schließlich drehe ich meinen Körper vorsichtig zur Seite, schleiche den Gang zurück. Starte nochmal mit langsamen festen Schritten, die schon von weitem zu hören sind. Und sehe im Ankommen, wie sie gerade vom Stuhl steigt, ein Ende der Lichterkette in der Hand. Freundlich fragt: „Können Sie vielleicht den Schlüssel abziehen, wenn Sie die Tür schließen?“

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Schokoküsse in Frankfurt

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Adventsbesuch bei meiner ältesten Freundin. Lust auf Weihnachtsmarkt mit Stadtluft. Weil das Wetter so schön ist. Weil wir bummeln wollen. Einen weiteren überflüssigen Anhänger für den Weihnachtsbaum finden. Ohrringe, die noch fehlten.

Schon im vollen Zug zweifeln wir an unserer guten Idee. Lassen uns zur Tür schieben, die Rolltreppen hoch in die Fußgängerzone. Wo wir erst einmal stehen, durchatmen. Überlegen, ob wir wieder umdrehen sollen.

Und direkt gegenüber die kleine Süßigkeiten-Bude entdecken. Schaumküsse in allen Geschmacksvarianten. Nougat, Mokka, dunkle Schokolade. Drei Stück im Angebot. „Ich nehm Karamell“, fange ich an. „Weiße Schokolade“, ergänzt sie prompt. Und muss wie ich lange und wortreich für den dritten überlegen. Stracciatella? Zimt? Doch die Schokostückchen? Lieber Exotik?

„Ich schenk Ihnen einen“, sagt die Verkäuferin und packt beide in eine Tüte.

 

ändere ich?

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Neun von zehn

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Essen gehen mit dem Mann, den ich liebe. Zur Feier des Tages nicht nur schick gemacht sondern auch Nagellack aufgetragen. Alltagsuntaugliches Rot. Es lohnt sich – nach dem letzten Abbrechen sind die Nägel endlich wieder ansehnlich lang.

Bis es doch passiert. Ohne Anstoßen oder Handwerken oder Kisten schleppen oder Wühlen in Blumenerde. Wie immer am rechten Ringfinger. Und der Mann schon in Jacke an der Tür, seinen Schlüssel und meine Handtasche in Händen.

Also nur schnelles Zurechtfeilen, um schlimmeres zu verhindern. Am schlimmsten aber, dass ich mich so dreifach ärgere. Ausgerechnet heute. Über ein Tussi-Problem. Und weil Ärgern so gar nichts bringt außer verdorbenem Genuss.

Da es manchmal hilft, rede ich darüber. Und dieser Mann hat seine eigene Meinung. Erklärt mir, dass ich wieder mal falsch hinschaue. Weil neun von zehn Nägeln ganz wunderschön seien. Da mache doch dieser eine wirklich nichts. Während er das sagt, sieht er überhaupt nicht ironisch aus.

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